Mit Hexenhaut und Hexenhaar         

 

1. Prolog - Muenda Babayaro

Irgendwo in Afrika, in einem ganz kleinem Fleckchen Land, das schon seit Jahrhunderten vor den Muggelsiedlern versteckt war, dahin hatten sich sämtliche Schamanen Afrikas zurückgezogen und mit Ihnen ihre Stämme. Der Rest der afrikanischen Muggelstämme war seither der Modernisierung der Siedler ausgeliefert gewesen.
In diesem kleinen versteckten Land, da war Prof. Mamba, ein Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe an der Hawknerschule für Hexerei und Zauberei aus Deutschland geboren.
Seit einigen Wochen hatte Prof. Mamba die Erlaubnis, verlängerten Urlaub in Afrika zu nehmen um sein Zuhause nach all den Jahren wiederzusehen. Vorher war er mit elf als einer der wenigen Zauberlehrlinge weltweit an die Hogwartsschule in England beordert worden, da er ein besonderes
Talent innehaben sollte.
Sydney Mamba hatte damals die Chance genutzt, so lange war er von Zuhause weggeblieben, denn er hatte seiner Mutter versprochen, ein großer und guter Hexenmeister zu werden, was er letztendlich auch geschafft hatte!
Prof. Mamba hatte nach all den Jahren festgestellt, dass sich in diesem unmodernen Dorf doch recht viel verändert hatte. Nicht vom Lebensstandart her. Nein, die Zauberer und Hexen lebten nach wie vor im Einklang mit der Natur, trugen ihre leichten, flatternden Umhänge, ihre leichte Bekleidung aus Leinen und sonst gar nichts, während er selbst sich dem Lebenstandart der modernen Hexen und Zauberer angepasst hatte.
Aber bei der Hitze hatte Prof. Mamba sich seines schwarzen Umhangs entledigt und bevorzugte ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze kurze Hose. Seine alte Mutter hatte ihn noch ausgelacht, von wegen, er sähe eher wie ein Muggel, als wie ein Zauberer aus, der Urlaub machte
. Aber das machte ihm nichts aus. Er brachte seine liebe Mutter gerne zum lachen, nach all der Zeit!
Etwas anderes war es, was sich hier verändert hatte und es beunruhigte Prof. Mamba umso mehr.
Ein fremder Zauberer, ein Schamane namens Muenda Babayaro war aufgetaucht und erzählte den kleinen Kindern des Dorfes wirre Geschichten und verrückte Legenden, aus der Vergangenheit, deren Moral nicht unbedingt lehrreich war. Geschichten, die nie stattgefunden hatten, das hatten die Forscher der Geschichte der Zauberei bereits vor ein paar Jahren festgestellt.
Prof. Mamba hatte mit Unbehagen beobachtet, wie sich der Zauberer Babayaro einen Platz als eine Art Häuptling des Dorfes angeeignet hatte.
Eines späten und kalten Abends - die Sterne erschienen langsam am sternenklarem Himmel Afrikas - erfuhr Sydney Mamba von seiner Mutter Mamadou, wieso dem so war.
"Es ist die Schlangenhaut, die um den Stab dieses Schamanen gewickelt ist, Sydney", sagte sie so leise, als habe sie Angst, gehört zu werden. "Kennst du die Geschichte von der afrikanischen Hexengöttin? Der Legende nach wurde sie für ihre bösen Taten von den anderen Göttern in eine Schlange verwandelt ... in eine schwarze Mamba. Muenda Babayaro redet den anderen ein, es wäre die Haut von ihr! Darin liegt seine ganze Macht über sie alle
!"
Prof. Mamba runzelte die Stern. "Aber Mum! Mamba! Das ist unser ..."
"... Familienname, das weiß ich sehr wohl noch!", lächelte die alte, schwarze Hexe. "Aber das hat nichts von Bedeutung! Ich hätte ja schon längst was gegen Muenda unternommen, aber ... ich bin nicht mehr die Jüngste. Und du weißt, mein Kopf spielt auch nicht mehr so mit wie früher. Dein überraschender Aufenthalt hier, hat mich völlig aus der Bahn geworfen!"
"Kurz gesagt, du willst, dass ich etwas gegen Babayaro unternehme!", zog ihr Sohn grinsend aus ihren Worten.
Die Hexe seufzte und nickte mit schuldbewusstem Lächeln.
"Also gut ... ich werde etwas tun! Und nun, liebes Mütterchen, leg dich schlafen ..."
"Übertreib´s nicht!", warnte Mamadou Mamba ihn mit drohendem Zeigefinger, dessen gelber Fingernagel lang gewachsen
 und blau angemalt war.
Prof. Mamba lachte und wünschte ihr eine gute Nacht.

Es waren keine vierundzwanzig Stunden vergangen, da fiel Prof. Mamba plötzlich ein, dass er ja dringend in der Hawknerschule für Hexerei und Zauberei gebraucht wurde! Die Schule musste schon fast ein viertel Jahr ohne ihn auskommen und das durfte sich natürlich nicht bis in ein halbes Jahr erstrecken!
Er wurde herzlich verabschiedet, vor allem von seiner Mutter natürlich, aber auch von anderen, die er zwar kaum kannte, aber mit denen er sich zumindest lange unterhalten hatte.
Ein kleiner Junge, leider ein elfjähriger Squib aus einer weit entfernt verwandten Familie schenkte Sydney eine Maske, die er selbst aus Lehm gefertigt und dann schwarz angemalt hatte. Sie war lang, oval und Haare aus Stroh wuchsen ihr aus den Ohren.
"Danke!", grinste Prof. Mamba ihn an und strich ihm über den Kopf. "Siehst du? Du musst nicht zaubern können, um etwas ganz tolles zu schaffen!"
Der Junge nickte, mit leeren Augen.

Sydney verabschiedete sich mit einem lautem "Auf Wiedersehen!" und ging zu einer geeigneten Stelle, wo er unbemerkt Disapparieren konnte. Apparieren kannte man in seinem Dorf nicht und er wollte seine Leute nicht verunsichern. Er würde zum Hafen disapparieren, um dort das nächste Schiff nach Europa zu nehmen. Dann würde er zwar wieder seekrank werden, aber auf eine so weite Entfernung zu apparieren, das schaffte nicht einmal der größte Zauberer der Welt. Ein Flohnetzwerk gab es auch nicht in Afrika und Fliegen ...?
Wer ihn auf einen Besen sah, der lachte sich mindestens halb tot, so ungeschickt, wie er war! Mindestens!

Als Sydney verschwunden war, lief der elfjährige Squib geradewegs zu Muenda Babayaro, der die Hände väterlich auf dessen nackte Schultern legte.
"Und? Hast du sie ihm gegeben?"
Der Junge nickte.
"Gut ...", grinste der Schamane und entblößte ein sehr lückenhaftes Gebiss.
Ich weiß genau, dass du das warst, der mir die Schlangenhaut gestohlen hat, Mamba!, knurrte Babayaro in Gedanken. Dein Glück, dass deine Mutter noch soweit alle beisammen hat, dass sie einen Schutzkreis um ihr Haus zieht!
"Meister Babayaro?", fragte der kleine Squib, der Obafemi hieß.
"Hm ...?"
"Ihr werdet mich doch zaubern lassen, können oder?"

 

2. Kapitel - Zu Gutmütig

Es war Unterrichtszeit in der Hawknerschule für Hexerei und Zauberei, einem Ort, an dem schon so manches Wunder geschah. Jedoch ließen in letzter Zeit die Wunder auf sich warten, denn jeder wusste, dass die Mauern längst nicht mehr so magisch waren, wie noch vor ein paar Jahren, vor der Zeit des großen Krieges, dessen Ursprung aus Großbritannien gekommen war.
Die Erbin Hawkners, Prof. Shavi Hawkner, war seit dem verschwunden. Und niemand wusste so wirklich, ob sie noch lebte oder gar gestorben war. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde für tot erklärt werden.
Die Schüler, die derzeitig die Schulbank drückten, hielten die Geschichte Hawkners schon für eine Legende und nicht mehr für eine Tatsache. Auch die Schüler in Prof. Hinz' Unterricht - aus dem vierten Jahrgang der silbernen Falken - hatten andere Sorgen.
Wo zum Beispiel blieb Prof. Sydney Mamba? Sein Unterricht hatte seit Anfang der Schulzeit nicht mehr stattgefunden. Es waren doch bald Weihnachtsferien!
Das war auch Prof. Hinz aufgefallen, die den Kopf aufgestützt hatte und verträumt auf ihre Pergamentrollen sah. Mit ihrem Federkiel jedoch korrigierte sie nicht etwa die Aufsätze über die Reisemöglichkeiten der Muggel, aus dem dritten Jahrgang der blauen Rosen oder aber die Aufsätze der siebten Klasse, die doch so wichtig waren! Nein, sie hatte ein Tintenfass mit grünem Inhalt geöffnet und zeichnete. Auf dem Pergament malte Prof. Hinz ein Bild von einem Weihnachtsbaum, nichts ernsthaftes, sondern verträumt und aus Langerweile, wie es schien.
Prof. Hinz hatte lange nicht mehr gemalt. Erst jetzt, seit sie neuestens eine Brille mit runden Gläsern trug, konnte sie wieder so scharf sehen, dass sie ihrem verstecktem Talent wieder nachkommen konnte. Sie machte sich nicht viel daraus, dass die Brille sie noch mehr wie eine typische Lehrerin aussehen ließ. Im Gegenteil! - sie war froh, wieder alles in voller Schärfe sehen zu können.
Währenddessen bemerkte Prof. Hinz nicht, wie Julian, der Klassenclown unter dem vierten Jahrgang der silbernen Falken, leise seinem Mitschüler Grischa etwas zuflüsterte, dann unbemerkt den Zauberstab hob und die Tasche seiner Mitschülerin namens Melissa zum Schweben brachte. Diese war völlig in ihre Arbeit vertieft, weil sie es nötig hatte. Ihre Noten waren alles andere als zufriedenstellend.
Mucksmäusschenstill dirigierte er die Tasche nach vorne hin zu Prof. Hinz, die nach wie vor ruhig dasaß und weiterzeichnete.
Grischa grinste und beide gewannen darauf die Aufmerksamkeit eines weiteren Mädchens, dem beliebtesten des ganzen Jahrgangs. Die hübsche Maleen kicherte, als sie den kleinen Streich der Jungen bemerkte.
Die Tasche schwebte nun bewegungslos über Prof. Hinz' Kopf.
Prof. Hinz seufzte, legte die Feder nieder und stützte nun mit beiden Händen ihren Kopf. Diese Ruhe in ihrem Klassenzimmer ... fast schon etwas zu ruhig und stickig!
Sie beschloss ein wenig durchzulüften und stand auf.
"Oh nein!", wisperte Grischa Julian leise zu, denn er wusste, dass dieser den Zauber nicht mehr lange aufrechterhalten konnte.
Während Prof. Hinz das Fenster öffnete, entleerte sich geräuschvoll die Tasche über ihrem Stuhl. Pergamente zerrissen, wurden zerdrückt und ein sehr altes Buch, welches Melissa bei Cosimo Federfrecht, dem Bibliothekar ausgeliehen hatte, trug ebenfalls Schaden davon.
Prof. Hinz fuhr herum, erschrocken und auch der Rest der Klasse hatte ihr nun die ungeteilte Aufmerksamkeit zugewandt.
"Wer war das?!", fragte sie.
Die Scharlatane verbargen ihr Grinsen, wohlwissend, dass die silbernen Falken sich momentan keinen Punkteabzug leisten konnten.
Die Besitzerin der Tasche sah erst jetzt von ihrem Aufsatz auf und entdeckte ihre Tasche.
"Hey! Was ... oh ...!" Melissa stockte. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, aber sie wusste genau, dass es zwei gewisse Mitschüler waren, die sie schon im Zug gepiesackt hatten.
"Ist das deine Tasche, Melissa?", fragte Prof. Hinz.
Sie nickte. Als sie aber merkte, dass Prof. Hinz sie böse ansah, schüttelte sie den Kopf.
"Was denn nun?", fragte die Lehrerin für Muggelkunde.
"Ja, äh ... das ... ist meine Tasche! Aber ich war es nicht!"
"Das stimmt!", sagte Maleen. "Sie war es nicht. Sie hat die ganze Zeit dort gesessen und hat an ihren Aufgaben gearbeitet!"
Prof. Hinz seufzte. "Ach so ...", lächelte sie. "Es hätte mich auch gewundert. Entschuldige Melissa."
"Jetzt bin ich aber gespannt", flüsterte der Klassenclown seinem Freund zu. "Wenn sie wirklich zaubern kann, dann wird sie Melissa die Tasche mit einem Zauberstabschwenker zurückgeben und das Buch mit einem Zauber reparieren ... wenn aber nicht ..."
"Wieso bist du da so sicher?"
"Hast du schon mal den Bibliothekar erlebt, wenn er entdeckt, dass du eines der wertvollen Bücher seiner Bibliothek beschädigt hast? Ich schon ... Prof. Hinz wird Melissa das ersparen wollen."
Nicht nur die beiden, sondern auch der Rest der Klasse beobachtete nun interessiert, wie Prof. Hinz seelenruhig alles einsammelte und säuberlich in die Tasche zurückpackte.
"Ist die doof!", sagte der Freund des Klassenclowns.
Prof. Hinz gab die Tasche der jungen Melissa wieder zurück.
"Ich werde Herrn Federfrecht davon berichten, was passiert ist", sagte Prof. Hinz. "Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, dass er dir nichts mehr ausleiht."

Als die Leute den Klassenraum zum Unterrichtsende verließen, knurrte der Klassenclown unter ihnen. "Ich weiß nicht, wie es dir geht ...", sagte er zu Grischa. "Aber ich habe das Gefühl, Prof. Hinz unterrichtet nicht umsonst Muggelkunde. Sie kann bestimmt nicht zaubern, so wie wir!"
Prof. Belladonna ging an den Schülern vorbei und hatte unbemerkt die Worte des Jungen aufgeschnappt. Sie sah den Schülern noch eine Weile nach und überlegte. Eigentlich konnte sie dem Jungen dafür keine Punkte abziehen, denn was er da tat, war eine reine Überlegung.
Allerdings hätte sie bestimmt anders gehandelt, wenn sie gewusst hätte, was eben im Klassenraum für Muggelkunde geschehen war.
Prof. Belladonna betrat den Klassenraum für Muggelkunde und dort fand sie Prof. Hinz an ihrem Pult vor. Sie hatte den Kopf tief in ihre verschränkten Arme vergraben.
Heute sind die Schüler wohl doch zu weit gegangen, dachte Prof. Belladonna besorgt.

Prof. Hinz war traurig. Warum konnte sie zu den älteren Jahrgängen nicht durchdringen? Die anderen Lehrer hatten es doch auch geschafft, vor Jahren schon! War sie etwa eine so unfähige Lehrerin? Sie weinte in ihren Umhang hinein, damit die Tränen gar nicht erst zu sehen waren.
Sie stockte während sie schniefte und hob den Kopf, als Prof. Belladonna ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.
"Jasmina?", lächelte ihre Kollegin mit ihrem spanischem Akzent. "Ist alles in Ordnung?"
Jasminas rosarotes Gesicht und ihr nasser Blick verrieten, dass dem nicht so war, aber sie nickte. "Ja ... ja doch! Alles in Ordnung!"
Prof. Belladonna wusste, dass Jasmina sich vielleicht gekränkt fühlen könnte, wenn Sie sie auf ihr Verhältnis zu den Schülern ansprach. Wie also konnte sie ihre Kollegin aufmuntern?
Sie lächelte breit, als sie auf die dicken blonden Haare von Prof. Hinz blickte, die sie immer zu einem Zopf geflochten trug.
"Wissen Sie, dass Sie einfach wundervolle Haare haben, Prof. Hinz?"
Stille. Ein völlig unpassendes Thema hatte Prof. Hinz traurige Lage überrumpelt und unter sich begraben.
Treffer!, gratulierte sich Prof. Belladonna, als der traurige Blick ehrlicher Verwunderung wich.
"Oh, danke ... das höre ich nicht oft." Jasmina war doch tatsächlich verlegen.
Prof. Belladonna machte es sich neben ihr auf dem Pult bequem und schlug die Beine lässig übereinander. Sie vergewisserte sich, dass niemand lauschte, dann beugte sie sich zu ihrer Kollegin vor.
"Welchen Schönheitstrank benutzen Sie dafür? Oder ist es ein Kräutershampoo?"
Nun sah Prof. Hinz noch verwirrter aus. "Also ich ... ich benutze keine ... Schönheitstränke oder sowas."
Hätte mich auch gewundert, dachte Prof. Belladonna.
Wenn Sie nur nicht so spießig rumlaufen würde, in ihrer hochgeknöpften Bluse. Und jetzt auch noch diese schreckliche Brille ...
"Warum sind Sie eigentlich hier?", fragte Prof. Hinz endlich.
Ach du meine Güte! Das hab ich ja glatt vergessen!, fiel es Prof. Belladonna ein.
"Prof. Adelrune hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass Sie heute Abend um achtzehn Uhr bei ihr vorbeischauen sollen."
Prof. Hinz wurde blass und sackte in sich zusammen. Sie sah aus, wie ein kleines, verängstigtes Kaninchen. Sie wusste, es würde um genau das gehen, von dem sie heute wieder so enttäuscht worden war.
"Achso ... o-ok!", sagte sie. Der Klos von gerade eben schwoll wieder dick in ihrem Hals an und ließ ihre Stimme noch gequälter klingen.
"Nana! Was haben Sie denn? So schlimm wird es schon nicht werden! Wir Hauslehrer werden bei Nahe täglich zu Prof. Adelrune gerufen und wie Sie sehen, sitze ich hier noch in einem Stück!"
Prof. Hinz nickte, mit dem Hintergedanken, dass einer der Hauslehrer bis heute nicht ins Schloss zurückgekehrt war. Ob Prof. Mamba vielleicht die Flucht ergriffen hatte?

 

3. Kapitel - Adelrunes Büro

Prof. Mamba schrak aus seinem Traum auf. Der Zug hielt an der Haltestelle "Am Falkenberg". Er war wieder zu Hause!
Müde und mit eingefallenen Wangen stand er auf. Auf Reisen hatte er niemals großen Appetit. In Hawkner würde er das Mittagessen als einen wahren Segen begrüßen und abends würde er sich ein Gericht mit Kuskus in seinen Räumen zubereiten.
Kuskus war ein reisähnliches Gemüse, welches früher auch gerne zu Grieß verarbeitet wurde.
Während er seinen Koffer lässig mit einem Zauberstabwink vom Gepäckträger hinunterdirigierte, versuchte er sich an den Traum zu erinnern, aber er konnte es nicht! Alles, was er bei sich behalten hatte, war eine merkwürdige dunkle Stimme, die irgendetwas afrikanisches vor sich hergesungen hatte.
Heimweh, dachte Prof. Mamba belustigt.
Stell dich nicht so an! Du bist in deinem Heimatdorf, wie auch in Hawkner zu Hause!
Wenige Minuten später spazierte Prof. Mamba, inzwischen wieder in seinem schwarzrotem Umhang, den Hawknerhügel hinauf. Er grüßte lässig im Vorbeigehen die Wildhüterin Traude Wildfuchs, obwohl die ihm zurief: "Prof. Adelrune wird dir den Kopf abreißen! Du solltest sie lieber in ihrem Büro aufsuchen!"
Und das würde er auch tun.
Sobald er seinen Koffer ausgepackt, zu Mittag gegessen und die neue afrikanische Maske aufgehängt hatte, würde er vielleicht evtl. zu ihr gehen.

Als Prof. Hinz sich am Abend um viertel vor sechs auf den Weg machte, hatte sie wieder diesen Klos im Hals. Sie hatte es nicht sonderlich eilig, von dieser buckeligen Hexe wie aus dem Märchen von Hänsel und Gretel entsprungen, verspeist zu werden!
Was würde Prof. Adelrune bloß sagen? Ob sie, sie für ihr Versagen verwarnen würde? Vielleicht wollte sie ihr auch bloß helfen?
Oder sie schmeißt dich raus, sagte eine gemeine Stimme in ihrem Hinterkopf, die den sauren Klos nur noch mehr anschwellen ließ. Sie wimmerte leise und blieb stehen.
Ich geh einfach nicht hin!, sagte sie sich.
Ich verstecke mich irgendwo, dann wird es schon hinhauen! Prof. Adelrune kann dann einen weiteren Tag mit der Entlassung warten!
Prof. Hinz zitterte. An einem königsblauem Wandbehang gelehnt mit dem Hawknerwappen darauf, rutschte sie hinunter auf den kalten Steinboden. Vor Scham verbarg sie ihr Gesicht in den Händen, was schon wieder ganz rosa von Tränenspuren war und wusste nicht, warum sie eigentlich noch auf Hawkner blieb.
Auf diesem Gang ging eigentlich kaum jemand lang, weil es der Gang war, der zu dem Büro der Schulleiterin führte. Schüler kannten den Gang kaum und wer würde schon freiwillig unter der Nase einer gerissenen, gemeinen, alten Schachtel wie dieser umherwandeln. Umso mehr wunderte Prof. Hinz sich, als Folgendes geschah:
"Hey ...", sagte plötzlich eine tiefe, schwarze Stimme und sie sah auf.
Prof. Mamba stand nur kurz da vor ihr, dann beugte er sich schnell zu ihr und holte sie sachte an den Schultern hoch. "Prof. Hinz! Warum zum Geier weinen Sie denn?"
Prof. Hinz brachte erst kein Wort hervor. Sie war völlig überrascht, dass Prof. Mamba so urplötzlich vor ihr stand.
"Sie hier?", fragte sie dann leise. "Sie sind ... nicht davongelaufen?"
"Davongelaufen? Wovon reden Sie? Ich hatte Urlaub!", antwortete Prof. Mamba und reichte ihr mit dem Schwenker seines Zauberstabs ein Taschentuch.
"So lange?", schniefte sie und nahm es bereitwillig entgegen. Sie schnäuzte sich und klang dabei, als würde eine ganze Elefantenherde Laut von sich geben.
Prof. Mamba grinste darüber.
"Ich ... ja, ich ... hab ein bisschen die Zeit vergessen." Verlegen kratzte er sich am Kopf.
"Müssen Sie auch zu Prof. Adelrune kommen?", fragte Prof. Hinz.
"Mmm ... ja! Ehrlich gesagt ja."
"Dann sind wir wohl schon zwei, die gefeuert werden", seufzte seine Noch-Kollegin.
"Und wenn schon, das kriegt mich nicht unter! Ich habe immerhin studiert!", sagte Prof. Mamba. "Und Sie auch!"
"Mhm ... nun ... ja!", murmelte Prof. Hinz.
"Gehen wir gemeinsam hin. Prof. Adelrune wird schon mit uns beiden fertig werden müssen. Ach übrigens,für den Fall, dass wir wirklich rausgeworfen werden : Nennen Sie mich Sydney!"
Prof. Mamba reichte ihr die Hand.
Zögerlich nahm Prof. Hinz seine Hand in die ihre. Sie fühlte Schwielen und hatte den Eindruck als würde sie eher einen braunen Handschuh anfassen.
"Dann nennen Sie mich Jasmina!"

Prof. Mamba voran und öffnete die schwere Tür auf der ein Hirsch und ein Falke abgebildet waren, sowie Ranken aus Lilien und Rosen, die um das Bild der beiden Tiere herumwuchsen.
Sie gingen an verhangenen Bilderrahmen vorbei, von denen Prof. Hinz schon einmal gehört hatte. Zu Prof. Hawkners Zeiten waren sie nicht verhangen gewesen und unter ihnen befanden sich Gemälde der Ritter der Tafelrunde.
Am Ende des Ganges angekommen, befanden sie sich im Büro der Schulleiterin von Hawkner, die es sich in ihrem Sessel gemütlich gemacht hatte. Sie hatte die beiden scheinbar noch nicht bemerkt, bis Athila, Adelrunes Nebelkrähe einen Laut von sich gab.
Die Schulleiterin sah auf.
Prof. Mamba nickte Prof. Adelrune zu, während Prof. Hinz zur Salzsäule erstarrt war. Sie hatte Angst!
"Sooo...", sagte die krächzende Stimme der alten Hexe. "Prof. Mamba, wohlbehalten aus Afrika zurückgekehrt, nehme ich an?" Er nickte erneut.
"Oder hat er vielleicht noch einen kleinen Umweg gemacht, einen kleinen Schwenker hinüber in sein geliebtes Australien?"
"Prof. Adelrune, glaubten Sie ernsthaft, ich würde die Chance nicht nutzen und nur kurz auf einen Sprung meine Mutter besuchen? Ich habe sie seit vielen Jahren nicht gesehen!"
"Gewiss, nein.", lächelte die alte Hexe. Prof. Hinz stutzte.
Das Lächeln, was die Schulleiterin trug, war nicht boshaft oder gemein, sondern eher mütterlich. Das passte nun gar nicht in das Bild von ihrer Chefin!
Sie muss es vortäuschen!, dachte sie.
"Achja ... die gute alte Mamadou ...", seufzte Prof. Adelrune auf einmal. "Sie hat mir eine Nachricht zukommen lassen, die ich aber nicht in Gegenwart von Prof. Hinz mit Ihnen besprechen werde ..."
Prof. Mamba nickte und lächelte ebenso. "Ladys first!", sagte er.
Prof. Hinz sah ihn skeptisch an. Wie kann Prof. Mamba ...Sydney ..., verbesserte sie sich,
... sie nur so sehr im Griff haben?
"Prof. Hinz ... Ich habe sie hergerufen, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass Sie der Probleme mit den älteren Jahrgängen immernoch nicht Herr geworden sind."
Oh nein, dachte Prof. Hinz und senkte den Kopf.
Und das sagt sie vor Prof. Mamba! Wie kann sie nur?!
"Ich ehm ... jaah, es stimmt!", sagte sie und kniff kurz die Augen zusammen, um nicht zu Sydney schauen zu müssen.
Dessen Miene blieb unbewegt, was Prof. Hinz wiederum alles andere als Mut machte.
Und schon war sie wieder da, diese Unfähigkeit sich zu bewegen, sich auch nur das kleinste bisschen zu rühren. Diese Schmach ...
Sie sah erst wieder auf, als jemand seine Hände auf ihre Schultern legte und als Prof. Hinz den Blick hob, erkannte sie erschrocken Prof. Adelrune, die sich von ihrem Platz erhoben hatte.
Prof. Hinz sah ihr direkt in die Augen, ungewollt natürlich, aber dieser Blick, den ihr diese Hexe zuwarf, war so anders, als der, den sie erwartet hatte. Er nahm sie gefangen und zwang sie regelrecht in etwas zu blicken, was vielleicht das Innerste dieser Alten war. In ihrem Kopf schwirrte es.
Prof. Hinz hatte gezittert, als sie Prof. Adelrune so dicht vor sich gehabt hatte, aber jetzt hatte sie aufgehört. Es war, als lehnte eine feste Matratze gegen ihren Rücken, die ihr festen Halt bot.
"Nun, Prof. Hinz, Sie sollten nicht so eine Angst haben. Morgen sieht die Sache bestimmt schon wieder ganz anders aus."
Prof. Adelrune zeigte ein schiefes Grinsen, dann löste sie sich von Prof. Hinz, der war, als wenn sie aus einer Trance erwachte.
Was war das?, fragte sie sich.
Das war so unheimlich, aber ...
Sie sah unbeholfen zu Prof. Mamba, der ihr zulächelte.
Irgendwie fühle ich mich besser.
"Sie werden das Problem in den Griff kriegen?!", donnerte Prof. Adelrunes Stimme durch Prof. Hinz Gemüt und hakte somit noch einmal nach.
"Natürlich!", sagte Prof. Hinz, die selber überrascht war, mit was für einer Überzeugung sie diese Worte aus dem Mund brachte.
"Gut, dann darf ich Sie bitten, zu gehen. Prof. Mamba hat auch noch einen Termin mit mir", nickte Prof. Adelrune ihr zu.
"Warte draußen auf mich, Jasmina", fügte Sydney zwinkernd hinzu, zum Zeichen, dass das schon in Ordnung war.
Als Prof. Hinz den Gang zurückging und die Tür hinter sich mit knarrendem Geräusch geschlossen hatte, kam sie nicht umhin, zu prüfen ob sie nicht zumindest ein bisschen lauschen konnte. Aber die schwere Holztür war viel zu dicht und weit entfernt, als dass sie etwas hätte hören können. Also wartete sie.



Datenschutzerklärung
Gratis Homepage erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!